Die Betonkuh von Sachsenheim

Was vorne reinkommt, ist genau dasselbe wie bei einer Kuh aus Fleisch und Blut: Mais und Getreide. Was aus der Betonkuh hinten rauskommt, unterscheidet sich allerdings: am Ende des Fermentierungsprozesses bleibt zwar auch Gülle (Fermentergülle) und ein hochwertiger fester Volldünger übrig, das Hauptprodukt der Biogasanlage ist aber Gas mit einem Methangehalt von 51%.

Acht Landwirte aus Oberriexingen, Sachsenheim und Sersheim sind die Gesellschafter einer bundesweit beachteten Biogasanlage, die ausschließlich mit so genannten nachwachsenden Rohstoffen beschickt wird. Konkret ist das Mais in Form von Silage und geschroteten Maiskörnern und Energieweizen, der auf Stilllegungsflächen angebaut wird. Für den Anbau der Produkte wird eine Fläche von 250 ha genutzt.

Abnehmer des Gases sind die Stadtwerke Bietigheim, die das Biogas über eine 3,7 km lange Leitung zu ihrem Blockheizkraftwerk im Wohngebiet Kreuzäcker leiten, wo aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt wird. Das Erstaunliche: der energetische Wirkungsgrad des Gesamtsystems liegt bei 85 Prozent, also nahezu doppelt so hoch wie bei Kohle- oder Kernkraftwerken. 11 Millionen Kwh Energie aus dem Biogas ersparen den Stadtwerken den Einkauf von 1.1 Millionen Litern Heizöl und decken die Grundlast der Energieversorgung im Wohngebiet Kreuzäcker ab. Der größte Vorteil für die Umwelt in Zeiten der Erderwärmung: der Prozess der Biogasnutzung ist im Gegensatz zur Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas CO2-neutral!

Hans-Peter Striebich, der Initiator dieser und weiterer Biogasanlagen, überzeugte die Besuchergruppe der Freien Wähler Remseck davon, das die Anlage in Großsachsenheim nur Gewinner hat. Das sind zum einen die Landwirte, deren Investition von 1,3 Mio Euro sich innerhalb von 15 Jahren amortisiert, das sind die Stadtwerke, die eine Förderung aus dem Energieeinspeisungsgesetz erhalten und das ist die Umwelt, der in größerem Umfang CO2-Emmissionen erspart bleiben.

In der Diskussion wurde von den Remseckern auch die Frage aufgeworfen, ob es denn ethisch zu verantworten sei, Getreide zu Biogas zu verarbeiten, solange andernorts in der Welt Menschen hungern. Striebich hatte auch auf diese Frage eine Antwort: der auf Stilllegungsflächen produzierte Weizen darf nach den Vorgaben der EU gar nicht zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden. Gleichzeitig gab er aber seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Gesetzgeber die Möglichkeit schaffen wird, in Zukunft in solchen Anlagen auch Abfälle (Bäckereiabfälle, Großküchenabfälle, Treber, Rübenblatt usw.) zu verwerten.

Fazit: eine lehrreiche und hochinteressante Besichtigung!

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