Archive: August 2022

24. August 2022

75 Jahre Freie Wähler in Remseck – Teil 2

Am 07. Dezember 1947 fanden im damaligen Land Württemberg-Baden die ersten Gemeinderatswahlen auf der Grundlage eines Landesgesetzes statt. Dabei kandidierte in Aldingen eine parteiunabhängige Liste unter der Bezeichnung „Freie Wählervereinigung“. Somit definiert sich der Start der Freien Wähler als kommunalpolitische Kraft in unserer Stadt mit dieser Wahl und die Wählervereinigung blickt im Jahr 2022 auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück.

Für diese erste verfassungskonforme Wahl nach dem Krieg kandidierten in Aldingen vier Listen: die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die Freie Wählervereinigung Aldingen, die Wählervereinigung „Aufbau“ Aldingen und die Kommunistische Partei Aldingen.

Die nachfolgend als Ausschnitt aus dem Stimmzettel wiedergegebene Kandidatenliste der Freien Wähler liest sich dabei wie das „who is who“ der Landwirte und Handwerker in Aldingen. Beim Wahlvorschlag „Aufbau“ finden sich Heimatvertriebene, bei den beiden Parteilisten mit wenigen Ausnahmen Arbeiter. Eine Frau findet sich in keinem der Wahlvorschläge.

Ausschnitt aus dem Stimmzettel von 1947

Am 02.01.1948 verpflichtete Bürgermeister Albert Erhardt die neu gewählten Gemeinderatsmitglieder, die eine Hälfte für sechs, die andere Hälfte für drei Jahre, abhängig von der erreichten Stimmenzahl. Bis 1975 wurden danach im Zyklus von drei Jahren jeweils nur die Hälfte der Gemeinderatsmandate neu besetzt, die Amtszeit der Gewählten betrug sechs Jahre.

Verpflichtung der am 07.12.47 gewählten Gemeinderäte

Die frühere Gemeinde Aldingen wurde hier als Beispiel genutzt, da von dort die umfangreichste Dokumentation zur Verfügung stand. Außer in Aldingen wurde am 07.12.1947 auch in Neckarrems eine Verhältniswahl mit zwei Wahlvorschlägen statt; die Bezeichnung der beiden Wahlvorschläge konnte allerdings nicht recherchiert werden.

In Hochberg, Hochdorf und Neckargröningen wurde die Gemeinderatswahl als Mehrheitswahl durchgeführt. Es gab also keine Listen von Parteien und Wählervereinigungen (Wahlvorschläge), die im Verhältnis ihrer Stimmensummen Sitze zugeteilt bekamen. Vielmehr waren diejenigen Kandidaten gewählt, welche die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten. Neckarrems hatte wie Aldingen zwölf Sitze im Gemeinderat, die drei übrigen Gemeinden jeweils acht Sitze.

 


17. August 2022

Kreative Baukunst bei den Waldwochen

In den ersten beiden Wochen der Sommerferien gibt es in Remseck am Neckar regelmäßig ein Ferienprogramm für Kinder im Grundschulalter. Im 2-jährigen Rhythmus wechseln sich die Kinderspielstadt „Mini-Remseck“ und die „Waldwochen“ ab. Dieses Jahr ging es wieder in den Wald. Die Gemeinderäte hatten die Chance die Waldwochen zu besuchen und sich anzuschauen, was den Kindern am Schlossberg so geboten wurde. Und das war so einiges. Die 180 Kinder waren in 15 kleinen Gruppen im ganzen Wald verteilt. Marlon Widmann von Jugendreferat hat den Ablauf und die verschiedenen Gruppen vorgestellt. Es gab Waldkünstler, Siebenschläfer, Waldschützen, Trollis und vieles mehr. Eine Gruppe hat sogar Baumhäuser, Klettergerüste und Rutschen im Wald selbst geplant und gebaut. Das war wirklich sehr beeindruckend!

Ein herzliches Dankeschön gilt an alle, die mit der Organisation dieses Projektes zu tun haben, insbesondere an das Jugendreferat der Stadt Remseck, aber auch an die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die so ein Projekt nicht zu stemmen wäre. Es ist bestimmt gar nicht so einfach in der improvisierten Küche auf dem Spielplatz ein Mittagessen für 180 Kinder und ihre Betreuer auf die Beine zu stellen, von der Hitze und dem Staub in diesem Jahr ganz zu schweigen.

Die Kinder waren mit Begeisterung dabei und konnten mit den selbst gebastelten Makramees, Pfeil und Bogen oder Trommel auch so einige Andenken an die Waldwochen mit nach Hause nehmen. Einige haben aber auch verraten, dass Sie sich schon auf das nächste Jahr freuen, wenn „Mini-Remseck“ wieder die Türen öffnet.

Die Idee der Rutsche kam von den Kindern, und sie funktioniert!

 

Auch ein Klettergerüst mit Schaukel wurde gebaut.

 


10. August 2022

Kindertagesstättenbedarfsplan 2022/2023 zeigt sich vielschichtig und komplex und gleicht einer Mangelverwaltung

Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 26.07.2022 dem Kindertagesstättenbedarfsplan 2022/2023 der Stadtverwaltung für Remseck und Pattonville nach intensiven Diskussionen in den Ausschüssen zugestimmt.

Ziel dieser Planung ist es, die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen dem sich verändernden Bedarf anzupassen. Dieses Ziel wird aber aus den verschiedensten Gründen weit verfehlt.

Als Ergebnis für Remseck (ohne Pattonville) weist der Plan 2022/2023 insgesamt für die Kinder unter 3 Jahren (U3) eine Unterdeckung von 72 Plätzen (Vorjahr: Unterdeckung 64) und für die Kinder über 3 Jahren (Ü3) eine Unterdeckung von 33 Plätzen (Vorjahr: Unterdeckung 33) aus. Von diesen Unterdeckungen besonders betroffen sind die von den Eltern vorrangig nachgefragten Betreuungsformen Verlängerte Öffnungszeiten () und Ganztagsbetreuung (GT).

Während auf Sicht bis 2025 für die Ü3 aufgrund der Eröffnung der Kita Wolfsbühl 2024 wieder mit einer Überdeckung zu rechnen ist, bleibt die Unterdeckung bei den U3 auch zwei weitere Jahre bestehen.

Betrachtet man die einzelnen Stadtteile so betrifft die Unterdeckung bei den U3 Aldingen mit 36 Plätzen und Neckargröningen mit 10 Plätzen. Bei den Ü3 fehlen auch in Aldingen 30 Plätze. Ab Mai 2023 soll der auf dem Parkplatz an der Gemeindehalle in Neckargröningen geplante Interims-Kindergarten mit ca. 55 Plätzen teilweise Abhilfe schaffen.

In Pattonville existiert bis 2025 lediglich für 2022/2023 eine Unterdeckung bei den Ü3 von 33 Plätzen. Der entstehende Bedarf für die U3 und Ü3 kann hier insbesondere durch den Bau der Kita Ost II und die Erweiterung des ökumenischen Mirjamkindergartens gedeckt werden.

Die Planung, die Schaffung und die Zuweisung von Kinderbetreuungsplätzen zeigen sich nicht nur in Remseck als vielschichtige und komplexe Prozesse. Einflussfaktoren wie die Entwicklung der Bevölkerung insgesamt, speziell der Frauen im gebärfähigen Alter, der Kinderwunsch an sich und dann dessen Erfüllung, die Lebens- und Berufssituationen der Familien, die Schaffung neuer Wohnbaugebiete, der notwendige Bedarf und die zunehmenden Bedürfnisse an die Kinderbetreuung, die baulichen und personellen Umsetzungsmöglichkeiten durch die Stadt und die kirchlichen und freien Träger müssen in eine bedarfsdeckende Kinderbetreuungssituation einfließen.

Aber selbst dann sorgt ein grundsätzlich vorhandener Mangel an regulärem Personal -aktuell noch verschärft um pandemiebedingte Krankheitsfälle- für eine Reduzierung der Betreuungszeiten. Ein unübersichtliches dezentrales und nicht zentrales Anmelde- und Zuweisungsverfahren der Kinder für Betreuungsplätze erschwert die Koordination zwischen den verschiedenen Trägern. Gleichzeitig steigen die Betreuungsgebühren in Remseck zum 01.09.2022 um 3,9% (Oberstenfeld: +3,0% / Ludwigsburg: +3,9% / Marbach: +4,3% / Freiberg: +11,9%), sorgen für eine zusätzliche finanzielle Belastung und Unmut bei den Eltern und erreichen aber trotzdem nur einen Kostendeckungsgrad von ca. 14%. In einzelnen Kommunen werden Diskussionen geführt über die Einführung von einkommensabhängigen Gebührensätzen oder sogar eine gebührenfreie Kinderbetreuung.

Dies alles schafft für die Familien und speziell die Frauen keine Lebens-, Arbeits- und Rentensituation, die mittelfristig zu einer höheren Geburtenrate führt, gleichzeitig für eine höhere Beteiligung der Frauen am Erwerbsleben sorgt und zu einem größeren Erwerbspersonenpotenzial beiträgt. (Siehe LKZ 05.08.2022 Seite 22: Millionen Babyboomer gehen in den Ruhestand). Es ist höchste Zeit, dass jeder Beteiligte an diesen Prozessen schnell mehr für die bedarfsgerechte Kinderbetreuung tut, kreative Lösungen sucht und seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird.

 


3. August 2022

75 Jahre Freie Wähler in Remseck – Teil 1

Am 07. Dezember 1947 fanden im damaligen Land Württemberg-Baden die ersten Gemeinderatswahlen auf der Grundlage eines Landesgesetzes statt. Dabei kandidierte in Aldingen eine parteiunabhängige Liste unter der Bezeichnung „Freie Wählervereinigung“. Somit definiert sich der Start der Freien Wähler als kommunalpolitische Kraft in unserer Stadt mit dieser Wahl und die Wählervereinigung blickt im Jahr 2022 auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück.

Wir haben dies zum Anlass genommen, in den Archiven die Entwicklung der zurückliegenden Gemeinderatswahlen zu recherchieren und wollen diese Entwicklung in einer zusammenfassenden Form dokumentieren. Das wird einerseits auf der Website der Freien Wähler Remseck geschehen, andererseits aber sollen in den nächsten Wochen verschiedene Aspekte zu Gemeinderatswahlen in Remseck am Neckar und den fünf Vorgängergemeinden im Amtsblatt dargestellt werden.

Bei der Archivrecherche stellte sich heraus, dass für die früher selbständige Gemeinde Aldingen die umfangreichsten Unterlagen gefunden werden konnten, in den anderen vier Gemeinden waren die Funde recht lückenhaft. Deshalb werden auch zahlreiche Beispiele der ersten Jahre aus Aldingen stammen.

Bevor dann der nächste geplante Beitrag sich mit der Gemeinderatswahl 1947 befassen wird, ein kurzer Blick zurück in die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der genannten Wahl.

Auf Anordnung der Militärregierung benannten 1945 die Bürgermeister die ersten Gemeinderäte. Da der Aldinger Bürgermeister wegen Diskussionen um seine politische Vergangenheit von der Militärregierung noch nicht wieder eingesetzt war, wurde die Bestellung der Gemeinderäte am 10. August 1945 durch den Stellvertretenden Bürgermeister Karl Breckle übernommen. Er berief elf Männer – damals als Gemeindebeamte bezeichnet -, die zusammen mit ihm den zwölfköpfigen Gemeinderat bildeten. Mit dabei war der Schmiedmeister Emil Plessing, der Großvater von Rainer Plessing, unserem heutigen Stadtrat der Freien Wähler.

Auszug aus dem Aldinger Gemeinderatsprotokoll vom 10. August 1945

Der Bürgermeister wurde übrigens 1945 durch die Besatzungsmacht eingesetzt, im März 1946 dann durch den Gemeinderat und im Jahr 1948 erstmals nach dem Krieg durch die Bevölkerung gewählt.

Für den 27. Januar 1946 hatte die Militärregierung der amerikanischen Zone Gemeinderatswahlen für einen Zeitraum von zwei Jahren angeordnet. In Aldingen wurden für diese Wahl von drei Parteien Listen aufgestellt (Liberaldemokraten, Sozialdemokraten und Kommunistische Partei), aus den vier anderen Remsecker Vorgängergemeinden sind keine Parteilisten überliefert. Die Wahlbeteiligung betrug bei dieser Wahl in Aldingen 89,8 Prozent, in Neckarrems 96,0 und in Hochberg gar 98,0 Prozent; Zahlen, die heute auch nicht annähernd erreicht werden. In Aldingen wurden bei dieser Wahl sieben der zwölf im Jahr zuvor berufenen Gemeinderäte wieder gewählt. Fünf Personen kamen neu hinzu, eine Frau war allerdings noch nicht dabei.

 


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